Warum der Großhandelspreis günstiger ist als ein Fixpreis?
Der Strompreis in Österreich wird auf der EPEX Spot, der Strombörse für Mittel- und Westeuropa, verhandelt. Dort verkaufen die Stromerzeuger den erzeugten Strom und Lieferanten oder Großverbraucher kaufen ein. Der Preis wird am Tag vorher für jede Stunde verhandelt, abhängig davon welche Angebote die Erzeuger und Abnehmer für die jeweilige Stunde abgeben. Wenn aber Lieferanten den Kunden einen Fixpreis über einen längeren Zeitraum anbieten wollen, dann benutzen sie dafür die Finanzprodukte vom Finanzmarkt EEX. Sie sichern sich einen Preis für z. B. 12 oder 24 Monate zuzüglich Kosten aus dem Verbrauchsmuster der Kunden, Kosten für Ökostromzertifikate, Bilanzierungskosten und letztlich die Risikomargen des Lieferanten. Die Gebühren für die Preisabsicherung betragen bis zu 5% des festgelegten Gesamtpreises. Also 95% des Preises richtet sich nach dem Stand der Prognosen auf dem EEX. Wir alle wissen, die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen und Prognosen sind immer falsch. Daher ist die Festlegung von Preisen einmal im Jahr oder gar für 24 Monate mit sehr hohem Risiko verbunden. Auf Dauer kann das nicht gutgehen.
Der Zukunftspreis von EEX hängt von Zukunftsvorstellungen der Marktteilnehmer ab über die künftigen Preise auf dem realen Markt, dem EPEX Spot. Die Zukunft selbst hängt ab von vielen Faktoren wie z. B. von der Entwicklung der Erdgas- und Kohlepreise, von den Stromverbindungen zwischen Deutschland und Österreich, von den Preisen von CO2 Emissionen und natürlich dem Wetter. Kalter Winter oder heißer Sommer erhöhen den Bedarf, Wasserstand, Wind und Sonne beeinflussen stark die Erzeugung. Heuer konnte man bei den Strompreisen große Unterschiede feststellen. Am 9. Februar 2018 konnte man auf EEX den Preis für 2019 auf 35,3 €/MWh festlegen. Am 8. Oktober war der Zukunftspreis aber schon auf 59,05 €/MWh gestiegen. Wir wissen aber nicht wie hoch der Preis während 2019 tatsächlich sein wird. Es kann gut sein, dass diejenigen die sich am Anfang des Jahres abgesichert haben genauso unglücklich sein werden wie diejenigen die das am Ende des Jahres gemacht haben. Historisch gesehen haben die Lieferanten meistens immer höhere Pauschalpreise verlangt als es von der Marktsituation her gerechtfertigt war. Bei einem fixierten Pauschalpreis kann ein normaler Verbraucher immer schlecht abschätzen ob es sich tatsächlich um einen fairen Zukunftspreis handelt oder nicht.
Dieses Beispiel zeigt, dass aus der Kundensicht ein Fixpreis für eine lange Periode ein ziemliches Glücksspiel ist. Wie in einem Casino, das Haus gewinnt immer, aber es gibt nur wenige glückliche Spieler. Darum ist es für den Einzelkunden immer besser nur die Grundgebühr oder den Aufschlag festzulegen und den Strom selbst mit dem Großhandelspreis zu beziehen. Danach hat man praktisch keine Notwendigkeit mehr sich um den Lieferanten oder um den Preis zu kümmern, weil der Strompreis immer der aktuell richtige Preis ist und die Grundgebühr oder der Aufschlag sehr gering sind. Die sind deshalb gering, weil auch die Kosten des Lieferanten erheblich niedriger liegen als bei einem Fixpreismodell. Vergleichbar ist dieses Modell mit Indexfonds die einem Börsenindex folgen und daher viel effizienter sind als die herkömmlichen Fonds.